Schloss Dhaun
Eines der herausragendsten Kulturdenkmäler im Nahe- und Hunsrückraum ist das schon von weitem sichtbare Schloss im Ortsteil Dhaun. Wie kaum eine andere der zahlreichen Burgen im Nahegebiet hat das Schloss sein historisches Erscheinungsbild bewahrt.
Die erste urkundliche Erwähnung der Burg findet sich 1215 als „castrum de Dune„, als Wildgraf Konrad II vom Reichskloster St. Maximin von Trier die Burg als Lehen erhielt. Sie war Verwaltungssitz des Amtes Dhaun für die umliegenden Dörfer Simmern unter Dhaun (heute Simmertal), Hochstetten, Hochstädten, St. Johannisberg und für den Verwaltungsbereich Kirn, Teile des Gebietes Rhaunen, der Schultheißerei Meddersheim mit den Dörfern Meddersheim und Kirchroth.
Konrad II war auch Besitzer der Kyrburg in Kirn und der Schmidtburg, der ältesten Burg im Hunsrück, erbaut 926.
Ihre strategisch günstige Lage am Eingang zum Kellenbachtal machte Dhaun zu einem wichtigen Stützpunkt innerhalb des Burgensystems im Kirner Land. Im Ernstfall konnte der Zugang zum Hunsrück völlig gesperrt werden. Zusammen mit der Kyrburg und der Schmidtburg beherrschten die Wildgrafen wesentliche Pässe zwischen Nahe und Mosel und prägten das politische Geschehen im Nahe- und Hunsrückraum. Insbesondere mit den Erzbischöfen von Trier gab es daher zahlreiche Kämpfe um die Vorherrschaft in diesem Gebiet.
Als Johann I kinderlos starb, erlosch die Linie der Wildgrafen. Mit seinem Neffen, Rheingraf Johann II, der die Dhauner Erbschaft antrat, begann um 1350 die Ära der Wild- und Rheingrafen.
Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen im 15. Jahrhundert mussten die Befestigungsanlagen der Burg den neuen Verteidigungsbedingungen u.a. mit dem Bau einer neuen Ringmauer angepasst werden.
Infolge einer ausgeklügelten Heiratspolitik verstanden es die Dhauner Grafen, ihren Besitz von Generation zu Generation zu vermehren. Besitzungen in den Vogesen, in Lothringen und Brabant kamen dazu.
Der Umbau zur reinen Schlossanlage erfolgte dann im 16 Jahrhundert, nachdem die Nutzung als militärische Anlage bereits aufgegeben war. 1587 wird ein neuer Schlossbau erwähnt, 1661 die Einweihung einer neuen Kapelle, die Georgskapelle. Während der Regentschaft der Gräfin Luise und ihres Mannes Karl (1675 - 1733) kam es dann ab 1729 zur Umgestaltung zum Barockschloss und zur Anlage eines großen Parks im französischen Stil. 1750 starb die Dhauner Linie der Wild- und Rheingrafen aus.
Zahlreiche Grabdenkmäler des Dhauner wild- und rheingräflichen Herrscherhauses befinden sich in der Stiftskirche St. Johannisberg.
Die funktionelle Bedeutung als Adels- und Verwaltungssitz verlor Schloss Dhaun 1794, als französische Revolutionstruppen das Schloss besetzten und plünderten. In diese Zeit fiel auch die Anpflanzung der Freiheitslinde (1795). Sie musste 2010 nach einem Sturm leider heruntergeschnitten werden.
1804 ersteigerte Freiherr van Recum die nun als Nationalgut geltende Anlage und ließ die Gebäude abreißen. Das gräfliche Brauhaus ging als Geschenk an die Gemeinde Dhaun, die später hier eine Kirche einrichtete, die heutige Evangelische Kirche Dhaun.
1822 erwarb der pensionierte Lehrer Schmidt den südlichen Teil der Schlossruinen, der nördliche Teil mit den Wirtschaftsgebäuden ging an den Dhauner Gastwirt Christoph Eppelsheimer. In der Folgezeit wurden die Ruinen weiter als Steinbruch genutzt.
Die Zerstörung fand ein Ende als im Jahr 1850 der Trierer Arzt Warendorf die Ruine erwarb und mit dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen, hauptsächlich am Untertor und im Eingangsbereich, begann. 1886 wurde die Kirner Fabrikantenfamilie Simon neue Eigentümerin des Schlosses. Sie führte die unter Dr. Warendorf begonnenen Erneuerungs- und Restaurierungsarbeiten fort, ließ u.a. das sogenannte „Rittersaalgebäude“ wieder aufbauen und erwarb auch die heute auf dem Rondell der Ostbastion stehende Figur des Prometheus, erschaffen 1888 von dem bedeutenden Bad Kreuznacher Bildhauer Robert Cauer d.Ä. in Rom.
Seit 1954 ist nun der aus dem Landkreis Bad Kreuznach, der Stadt Kirn und der Verbandsgemeinde Kirn-Land gebildete „Zweckverband Schloss Dhaun“ Besitzer des Schlosses. Seine Aufgabe war und ist, die Anlagen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sie in einem würdigen Zustand zu erhalten und die Gebäude für kulturelle, jugendpflegerische und andere gemeinnützige Zwecke nutzbar zu machen. 1957 nahm die neugegründete Heimvolkshochschule – später umbenannt in Schlossakademie - in den Räumlichkeiten des Schlosses ihre Tätigkeit auf und entwickelte sich in den Folgejahren zu einer bedeutenden Einrichtung der überparteilichen und überkonfessionellen Bildungsarbeit.
Die Ruine des barocken Palais aus dem Jahr 1729 konnte in zwei Bauabschnitten erst 1970/71 und 1977/78 wieder aufgebaut und von der Heimvolkshochschule für Seminare und die Unterbringung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer genutzt werden. Das ehemalige Wacht- oder Pförtnerhaus wurde 1982 zum Jugendheim ausgebaut.
Park und Innenhof des Schlosses werden immer wieder für unterschiedliche Veranstaltungen, wie Konzerte, Open-Air-Kino oder das „Romantische Gartenfest“ genutzt.
Seit 2021 ist jetzt der international tätige Lichtfachmann Rüdiger Lanz neuer Pächter der Anlage, der mit seinen Plänen zur Neugestaltung des Parks und dem Ausbau der Übernachtungs- und Seminarräumlichkeiten das Schloss künftig „in neuem Licht erstrahlen“ lässt.
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